Die feine englische Art - Ausgabe November 2021

 

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Liebe Leserin, lieber Leser,

spätestens jetzt wird es Zeit, den Kalender fürs nächste Jahr anzulegen, Termine zu übertragen, die ersten Verabredungen festzuhalten und Urlaubszeiten zu blockieren. Wenn Sie ein Smartphone nutzen, dann wird es Ihnen einen Teil der Arbeit abnehmen und etwa die Geburtstage Ihrer sogenannten Kontakte (hinter denen sich bestimmt lauter nette Menschen verbergen) unaufgefordert nach 2022 mitnehmen. Das ist praktisch.
Andererseits hat es etwas für sich, einen knisternden neuen Kalender in die Hand zu nehmen und mit seinem Vorgänger abzugleichen, der sein Knistern verloren, dafür aber das eine oder andere Eselsohr hinzugewonnen hat. Daraus kann eine kleine Zeitreise durch das zu Ende gehende Jahr werden, Tag für Tag und Seite für Seite. Wir sehen zum Beispiel, wie viele Videokonferenzen wir Anfang 2021 hatten, wen wir wann und wo zu einem Spaziergang getroffen haben, ab wann wir uns wieder getraut haben, Gäste einzuladen, wann die erste Vernissage, der erste Vortrag, das erste Konzert waren. Im Vorfeld dieser schönen Termine taucht eine Zeitlang immer wieder "Test" plus Uhrzeit auf, wobei es nicht um Prüfungen ging. Es war schon ein seltsames Jahr, genau wie 2020 – mit dem Unterschied, dass wir als Geübte weniger verdattert reagierten.
Unterhaltungswert hat so manche Eintragung, unter der wir uns gar nichts mehr vorstellen können – in unserem Fall "Sweatshirt schicken", wieso und an wen, ist leider nicht rekonstruierbar. Oder (am 22. Juli, falls Sie das wissen möchten) "Susi fragen!", aber welche der beiden lieben Susis im Freundeskreis und was überhaupt? Tja. Hoffentlich wussten wir´s am 22. Juli.
So arbeiten wir uns zum Ende des Jahres 2021 vor und sind, bei allen Herausforderungen, doch für vieles dankbar. Zum Beispiel für unsere Anpassungsfähigkeit und den unverbesserlichen Optimismus, der uns durch schwierige Zeiten trägt, für die Susis und alle Menschen, die uns nahestehen, für die Freuden des Alltags und die kleinen Highlights, für den überwiegend sonnigen Herbst und für Bücher, die uns in gänzlich andere Welten schicken, wenn Reisen schwierig ist. Ihre persönliche Liste sieht sicher etwas anders aus – aber allein die Tatsache, dass Sie eine zusammenkriegen, ist ja ein Grund für Dankbarkeit.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen frohe Stunden, einen ruhigen November (der zu Unrecht einen schlechten Ruf hat, denn er schenkt uns Muße und Nachdenklichkeit), gute Gesundheit und demnächst eine besinnliche Adventszeit. Denn die steht als nächstes im Kalender.

 

Es grüßt Sie herzlich
Ihr Team von THE BRITISH SHOP

PS: Wie immer an dieser Stelle: Vielen, vielen Dank für Ihre zahlreichen Zuschriften. Sie werden alle mit Freude gelesen und beantwortet.

 
 
Anregungen, Lob, Kritik? Bitte schreiben Sie uns: redaktion@the-british-shop.de
 
 

Unsere Themen

 

Virtuell reisen

Kultur-Tour

Fürs Heimkino

Aktuelles

 
 
 
 

Virtuell reisen

 

Es steigt die Hoffnung, bald wieder reisen zu dürfen. Noch sind wir aber weiterhin eher virtuell unterwegs, sammeln Ideen und schwelgen in Vorfreude.

 

Idylle in Dorset

Einen perfekten Sommertag an der Jurassic Coast in Dorset zeigt uns dieses Video, gedreht von den "Memory Seekers", einem reiselustigen Duo. Die beiden nehmen uns mit zum berühmten Felsenbogen Durdle Door und zeigen uns Steinformationen, die sich von der Waagerechten immer weiter in die Senkrechte schieben und Unmengen von Fossilien freisetzen. Also auch ein Kurztrip in die Erdgeschichte! Neben dem perfekten Rund der Bucht Lulworth Cove bekommen wir noch den Schäferwagen zu sehen, in dem die "Erinnerungssucher" übernachten. Very cosy!

 

Schottland-Trip

Schottland ist zu jeder Jahreszeit toll, seltsamerweise wächst unsere Lust, mal wieder hinzureisen, aber vor allem im Herbst – was möglicherweise am besonderen Licht liegt oder an der leicht melancholischen Atmosphäre. Vielleicht nächstes Jahr! Derweil trösten wir uns mit diesem zweiteiligen Roadtrip-Video, dass uns die Schönheit der Landschaft wieder vor Augen führt. Musikalisch unterlegt und auf Deutsch untertitelt.

 

Im Herrenhaus

Wenn wir nach Großbritannien reisen, gehört ein Besuch im Herrenhaus immer dazu – die Auswahl ist riesig, und schon der Anblick der typischen braunen Hinweisschilder lässt das Herz höherschlagen. Hier schauen wir zumindest virtuell in Tissington Hall in Derbyshire vorbei und lassen uns vom Hausherrn Sir Richard FitzHerbert persönlich durch die Räume führen. Seit dem 14. Jahrhundert ist diese Immobilie im Besitz seiner Familie. Wie die meisten Landadligen (jedenfalls die, die wir bisher kennenlernen durften) spricht er zwar feines Englisch, wirkt aber ansonsten völlig unprätentiös.

 

Londons Geheimnisse

Zu einer Stadtführung der besonderen Art lädt uns Griff Rhys Jones ein: Secret London. Er zeigt uns Ecken, die wir Touristen, aber auch die Londoner selbst kaum je zu Gesicht bekommen. Von einem Kran überblicken wir das einstige Zentrum Londiniums, wie die Römer die neue Stadt nannten; wir schauen uns das Uhrwerk von Big Ben an und sehen einen Bahnhof, an dem über 100 Jahre fast nur Tote ankamen ... sehr abwechslungsreich, sehr bunt und, da der Waliser Jones (auch) Komiker ist, sehr unterhaltsam. Zum besseren Verständnis können Sie Untertitel einschalten, aber die sind automatisch erstellt und ebenfalls komisch, wenngleich unfreiwillig.

 

 
 
 
 
 

Kultur-Tour

 

 

Wie gemalt

Der Herbst ist schon etwas älter, die meisten Bäume haben ihr leuchtendes Laub losgelassen. Hier schwelgen wir noch einmal in prächtigen Farben, fotografiert in einem privaten Park in Norfolk. Er gehört zur National Garden Scheme, für die alljährlich Gärten, die sonst verschlossen sind, für einen guten Zweck ihre Tore öffnen. Die Bilder der bunten Bäume und Büsche wirken wie Gemälde. Eins davon ist ein Suchbild, denn es verbirgt sich eine Spanieldame namens Meg darin – vielleicht finden Sie sie ja.

 

Glitzerndes Chatsworth

Die Weihnachtszeit naht. Chatsworth House lädt dieses Jahr, anders als 2020, wieder in seine prächtig dekorierten Räume und die illuminierten Gärten ein und plant auch einen Weihnachtsmarkt. Wir zeigen Ihnen hier einen Film vom vergangenen Jahr, der uns – ganz ohne Mit-Touristen – durch das funkelnde Schloss führt. Es war nämlich schon alles fertig geschmückt, als der Lockdown kam. Wir lernen auch das Chatsworth-Personal kennen. Nach dieser Tour sind Sie garantiert in festlicher Stimmung!

 

Ein Wunderkind

Thomas Lawrence (1769 – 1830) war neben Thomas Gainsborough einer der berühmtesten Porträtisten seiner Ära. Das Holburne Museum in Bath widmet diesem Maler und Bürger der Stadt – der als Wunderkind galt und schon mit elf Jahren genug verdiente, um seine Familie zu unterstützen – eine sehr gelungene Online-Ausstellung. Sie können sich hier in aller Ruhe durchklicken. Zu sehen sind frühe Skizzen, aber auch die berühmten Porträts von Georgiana, Duchess of Devonshire, und Queen Charlotte.

 

Zu Gast bei Jamie

Jamie Oliver, dessen Kochbücher Sie auch aus unserem Sortiment kennen, hat zum Ende des Lockdowns in Großbritannien eine Videoserie mit dem bezeichnenden Titel "Together" gedreht. Er konzentriert sich auf Speisen, die man am besten in Gesellschaft und größeren Gruppen genießt ... ihm fällt halt immer etwas Neues ein, und er geht mit der Zeit. Mit seiner natürlichen burschikosen Art hat sich der ewige Junge eine große Fangemeinde geschaffen – zu Recht, denn seine Kreationen sind originell und leicht nachzukochen.

 

 

 
 
 

 
 

Fürs Heimkino

 

 

Aus der Mediathek

Wenn Sie Lewis, den Oxford-Krimi, lieben, dann gefällt Ihnen auch Der junge Inspektor Morse. Diese Serie spielt in den 1960ern und ist jüngster und kurioserweise zugleich ältester Teil einer Trilogie. Und das kam so: Von 1987 bis 1993 wurde "Inspektor Morse – Mordkommission Oxford" gedreht, John Thaw spielte den genialen, aber schwierigen Ermittler. Leider schaffte es diese Serie nie so recht in unser Fernsehen, nur Folgen der ersten beiden Staffeln wurden dereinst auf DDR 2 gesendet. Lewis ist ein sogenanntes Spin-off, denn Robert Lewis (Kevin Whatley) war der Untergebene von Morse, ehe er selbst befördert wurde. An seinen verstorbenen Chef erinnert er sich in mehreren Folgen. Die jüngste Serie über dessen erste Berufsjahre ist wiederum ein Prequel zu "Morse"; sie heißt auf Englisch "Endeavour"; so lautet der merkwürdige Vorname des Inspektors, den er konsequent verschweigt. Kompliziert? Macht nichts. Einfach anschauen!

Ein feiner englischer Lord und ein etwas vulgärer, aber zupackender amerikanischer Selfmade-Man ermitteln gemeinsam in Kriminalfällen. Darum geht es in der Serie Die Zwei mit Roger Moore und Tony Curtis, die in den 1970ern bei uns Furore machte. In der Mediathek können Sie einzelne Folgen anschauen, auch im Original. Was sehr zu empfehlen ist, denn die seinerzeit so hochgelobte Synchronisation mit den vielen lockeren Sprüchen wirkt aus heutiger Sicht angestaubt.

 

Leider sind viele Angebote der Mediatheken außerhalb Deutschlands nicht abrufbar.

 

Auf Netflix und Amazon

Der zweite Dowton-Abbey-Spielfilm sollte eigentlich zu Weihnachten ins Kino kommen, aber Corona geht auch am alten Adel nicht spurlos vorüber. Nun ist als neuer Termin März 2022 angekündigt. Genug Zeit also, sich sämtliche Folgen der Serie Downton Abbey nochmal oder erstmals in Ruhe anzuschauen. Sie hat ihre ganz eigene Atmosphäre und spiegelt – auf sehr vornehme Art natürlich – die gewaltigen gesellschaftlichen Umbrüche des frühen 20. Jahrhunderts.

Und wenn es dann zur Einstimmung noch der erste Downton-Abbey-Film sein darf, den gibt´s auf Amazon Prime zu sehen.

 

Auf Disney+

Der viel geliebte Disney-Zeichentrickfilm "101 Dalmatiner" aus den Sixties hat jetzt ebenfalls ein sogenanntes Prequel bekommen: Cruella. Auch hier spielen Dalmatiner eine Rolle, sind aber nicht halb so niedlich wie als Cartoon, eher im Gegenteil. Aber das liegt ja nur an der Erziehung. Cruella de Vil, die Dame mit der zweifarbigen Frisur, erzählt uns ihre Vorgeschichte, in der sie erstmal Estella heißt und sich als Londoner Straßenkind durchs Leben schlägt; sie wird gespielt von Emma Stone, die zwar Amerikanerin ist, aber im Original einen ganz ordentlichen britischen Akzent hinkriegt. Ihre Gegenspielerin, eine kaltherzige Modeschöpferin, wird von Emma Thompson dargestellt. Ein etwas schriller Film, nicht unbedingt für Kinder geeignet, aber sehenswert inszeniert und von Interesse für Modefans. Wir begegnen verschiedenen Figuren, die im Zeichentrickfilm eine Rolle spielen, darunter Cruellas Handlanger Horace und Jasper, deutlich netter als später, aber auch Roger und Anita, die künftigen Hundeeltern. Allerdings schließt das Sequel nicht ganz logisch an die Handlung des Prequels an, denn man fragt sich, warum Cruella denn sooo bitterböse werden musste. Aber das soll niemandem den Spaß verderben.

 

Kino auf Bestellung

Glassland ist in Dublin angesiedelt und zeigt uns eine schmerzhafte, gleichwohl von Liebe geprägte Mutter-Sohn-Beziehung. Die wunderbare Toni Collette spielt eine Frau, die sich zu Tode trinkt. Ihr Sohn (Jack Reynor) versucht sie zu retten, was natürlich außerhalb seiner Macht steht. Sehr berührend.

 
 
 
 

TV-Tipps

 


Die TV-Tipps rund um Großbritannien und Irland finden Sie als PDF-Datei unter diesem Link. Sie können sich die Datei herunterladen, im Browser anschauen oder auch ausdrucken.

Zusätzlich finden Sie die aktuellen TV-Tipps täglich unter diesem Link: magazin.the-british-shop.de/tv-tipps.html.
Auch hier haben Sie die Möglichkeit, das Vier-Wochen-Programm komplett als PDF zu laden, oder sich den täglichen Programmhinweis als RSS-Feed zu bestellen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Stöbern und natürlich beim Anschauen der Sendungen!

Hinweis: Alle nächtlichen Sendungen, auch wenn sie nach Mitternacht beginnen, werden dem Vortag zugerechnet, ab 5 Uhr früh dann dem nächsten Tag.

 
 
 

 
 
Aktuelles
 

 

Zum Vorfreuen: unser Online-Adventskalender

Auch dieses Jahr bietet THE BRITISH SHOP einen kostenlosen Online-Adventskalender, bei dem es auch etwas zu gewinnen gibt. Diesmal nehmen wir Sie mit auf eine weihnachtliche Zeitreise von der frühchristlichen Ära (und sogar der Zeit davor, denn einige Bräuche wurden von den Christen übernommen) bis heute. Lassen Sie sich überraschen! Jeden Tag ab 1. Dezember klicken Sie auf ein Türchen, lesen einen kleinen weihnachtlichen Text und beantworten eine mehr oder weniger knifflige Frage. Bis Sie dann den Lösungsbegriff beisammen haben ... und mit etwas Glück ein sehr britisches Geschenkpaket gewinnen. Viel Spaß und viel Erfolg!

 

 
 
 
 

Lesestoff

 

 

Kriminelles an den Kreidefelsen

Manche Bücher werden nach Jahrzehnten neu entdeckt. Dazu zählen die Krimis von John Bude, der eigentlich Ernest Elmore hieß, von 1901 bis 1957 lebte und im Hauptberuf Theaterdirektor war. Zu Lebzeiten ein anerkannter Autor, gerieten seine Romane später in Vergessenheit, ehe sie vor wenigen Jahren wieder aufgelegt wurden. Bude siedelte die Handlung seiner Bücher in englischen Landschaften an, den Mord in Sussex, erstmals 1936 erschienen, in den Sussex Downs. Sehr flüssig lesbar, sehr englisch mit subtilem Humor, sehr spannend und mit Einblicken in die Gesellschaft und auch die Arbeitsweise von damals, sei es die des Ermittlers oder die der Kalkbrenner.

 

Porträt einer Königin

Nächstes Jahr feiert die Queen ihr Platin-Jubiläum: 70 Jahre ist sie Königin. Was immer in der Gesellschaft über die Jahrzehnte geschah – von der kargen Nachkriegszeit über die wilden Sechziger, die streikwütigen Siebziger und die toughen Achtziger bis in die Gegenwart, sie war da und so etwas wie der Fels in der Brandung. Eine schön bebilderte Würdigung, die auch viel Hintergrundwissen bietet, ist der Band Queen Elizabeth II. und die königliche Familie, in zweiter Auflage erschienen.

Beide Bücher können Sie bei THE BRITISH SHOP bestellen.

 
 
 

 
 

Sprachecke 1: Nebulöses

 

 

 

Es ist die Jahreszeit des Frühnebels, der sich – wenn es gut läuft – im Laufe des Vormittags hebt oder – wenn es weniger gut läuft – in Ganztagsnebel übergeht. Dafür haben die Meteorologen ihre Begründungen, die uns hier nicht kümmern sollen. Auf Englisch heißt Nebel "fog", mit ganz weichem G am Ende. Nach der Definition des britischen Wetterdienstes hat "fog" eine Sichtweite von höchstens 1000 Meter, wenn Sie noch weiter gucken können, ist es "mist". Dieses schöne Wort, immer ein Lacherfolg bei deutschsprachigen Kindern, bedeutet also eher zarter oder jedenfalls weniger dichter Nebel. Die dritte Definition im Bunde ist "haze", Dunst. Der wird eher durch trockene Partikel wie Rauch oder Staub verursacht und liegt dann wie ein Schleier vor der Sonne und über dem Land.

 

Sehr dichten Nebel bezeichnet man bei uns gelegentlich als Erbsensuppe, und diesen Ausdruck kennt die englische Sprache ebenfalls: "a pea souper" war früher eine gängige Bezeichnung für den undurchdringlichen, mit Rauch vermischten "fog" oder eben "smog". Diese Variante, genährt aus dem Qualm tausender Holzfeuer der Privathaushalte sowie Industrie- und Autoabgasen, war ein Killer. Allein der "Great London Smog" von 1952 soll mindestens 4000 Tode verursacht haben und vermutlich mehr, wenn man die Langzeitschäden dazurechnet. Technischer Fortschritt hat hier zu einer Verbesserung geführt.

 

Nebel, der vom Meer aufs Land zurollt, hat im Englischen einen besonderen Namen, nämlich "haar" oder auch "harl". Laut Lexikon gibt es dafür noch den Begriff "sea fret", den wir allerdings noch nie gehört haben. "Haar" sucht fast nur die nördliche Ostküste der britischen Hauptinsel heim und kommt eher im Sommer als im Winter. Er kann spektakulär aussehen, freut aber die Seeleute und Fischer wenig. Der Name stammt wohl aus der Wikingersprache, verursacht wird dieser Nebel von warmer feuchter Luft, die vom Wind über die kältere See getrieben wird. Alte, heute nur wenig gebräuchliche Worte für Nebel sind außerdem "clag", ebenfalls von den Wikingern übernommen, und "brume". Sie sehen, die Briten haben reiche Auswahl an Begriffen für Nebel – und das hat seinen Grund!

 

 
 
 

Sprachecke 2: Peinlich, peinlich

 

 

 

Sicher haben Sie vor einiger Zeit gelesen, dass "Cringe" in Deutschland zum Jugendwort des Jahres gewählt worden ist. Es wurde in den Medien mit "Fremdschämen" oder "peinlich" übersetzt. Vom Ursprung her ist es allerdings weder ein Hauptwort noch ein Adjektiv, sondern ein Verb, das sich gar nicht so ohne Weiteres übersetzen lässt. "To cringe" heißt in etwa: sich vor Peinlichkeit winden. Und das muss nichts mit fremdschämen zu tun haben, das kriegt man auch selbst hin. Eine blöde Bemerkung, ein Fauxpas, eine unabsichtliche Beleidigung sind vom Grundsatz her "cringeworthy" – sie sind es sozusagen wert, sich dafür vor Peinlichkeit zu winden! Gerade Jugendliche kennen sich da gut aus, denn in keiner anderen Phase des Lebens ist es wichtiger, cool und unblamiert dazustehen, was aber leider umso seltener klappt. Erst mit den Jahren merken wir, dass sich tatsächlich nicht ständig aller Augen auf uns richten und die meisten Menschen mit sich selbst beschäftigt sind, weshalb ihnen unsere Ausrutscher meist entgehen oder sofort vergessen werden.

 

Jugendslang, der Ausdrücke aus anderen Sprachen importiert, muss sich, wie man sieht, nicht an Grammatik und noch nicht mal an die ursprüngliche Bedeutung halten. So haben wir neulich einen jungen Mann sagen hören, er habe auf der Suche nach einer Auskunft, die sich nicht übers Smartphone finden ließ, "irgendwelche Randoms angesprochen". Damit meinte er Passanten. Nun heißt "random" zwar zufällig und beliebig, aber ein Hauptwort oder gar eine Bezeichnung für Leute ist es nicht. Gleichwohl: Der Junge wurde von seinen Freunden verstanden. Und das ist ja die Hauptsache.

 

Trost für alle, die es gern etwas präziser und korrekter haben: Jugendsprache gehört den Jugendlichen. Wir Älteren müssen und sollten sie nicht gebrauchen, denn das macht keineswegs jünger, sondern wird ganz schnell cringeworthy.

 

 
 
 

 
 

Rezept des Monats: Nostalgie im Glas

 

 

Jede Zeit hat auch kulinarische Moden, wir sagen nur Toast Hawaii oder Avocadotoast, Tiramisu oder Kalter Hund, Quiche oder Käseigel oder Halloumi. Nicht zu vergessen den Krabbencocktail, auf Englisch "prawn cocktail". Der galt in den 1960ern und 1970ern sowohl in Großbritannien als auch bei uns als der Gipfel kulinarischer Raffinesse und fehlte bei kaum einem Galadiner. Da Nostalgisches in diesem Newsletter nun schon mehrfach vorgekommen ist, haben wir in alten Rezepten gekramt und schlagen Ihnen eine leicht modernisierte Version vor. Schmeckt lecker und ist im Handumdrehen fertig, da Sie eher montieren müssen als kochen.

 

Für sechs Leute brauchen Sie etwa 450 Gramm Krabben oder Garnelen; Riesengarnelen sind besonders lecker. Es gibt sie tiefgekühlt, aus dem Kühlregal und beim Fischfachhändler, gegart oder roh. Wenn Sie fertig gegarte Ware kaufen, machen Sie es sich leichter. Ansonsten legen Sie die Meeresfrüchte drei, vier Minuten in siedendem Wasser, bis sie rosig sind. In jedem Fall in einem Sieb gut abtropfen lassen.

 

Für die Sauce mischen Sie fünf Esslöffel Mayonnaise (selbstgemacht, wenn Sie ambitioniert sind, ansonsten ist fertig gekaufte auch prima) mit zwei Esslöffeln Vollmilchjoghurt "griechische Art" und einem Esslöffel Ketchup. Vielleicht widerstrebt es Ihnen, Ketchup für ein "feines" Gericht zu verwenden, aber damals hat sich auch kein Mensch daran gestört! Nun noch einen Esslöffel halbtrockenen Sherry unterrühren, Sie können auch Cognac nehmen. Mit der Schale einer halben Bio-Zitrone, Salz, Pfeffer, eventuell etwas Zucker, einem Spritzer Tabasco und Paprikapulver abschmecken.

 

Ein paar Blätter Endiviensalat waschen, gut abtrocknen und in handliche Stücke reißen. Eine reife Avocado schälen und würfeln und mit etwas Zitrone beträufeln, damit sie nicht gleich braun wird. Zwei Stangen Sellerie in schmale Scheiben schneiden. Eine Orange schälen, so dass keine weiße Haut mehr an den Scheiben ist, und filetieren (früher nahm man Dosenmandarinen, aber wir wollen es nicht übertreiben mit der Nostalgie!).

 

Sechs nicht zu kleine Kelchgläser (für Weißwein oder Martini) mit Salat auslegen. Die Garnelen, Krabben, Riesengarnelen oder auch Flusskrebsschwänze mit Avocado, Sellerie und Orange vorsichtig mischen und in die Gläser geben. Die Sauce darüber verteilen. Nun fehlt noch die Deko, zum Beispiel ein ungeschälter Schnitz Orange oder Zitrone, der an den Rand geklemmt wird, etwas Paprikapulver oder, auch sehr typisch, ein paar in Scheiben geschnittene Oliven der grünen, mit Paprika gefüllten Sorte. Bis zum Servieren kühl stellen, die Cocktails sollten aber nicht eiskalt auf den Tisch kommen. Reste rasch in den Kühlschrank stellen. Dazu knusprigen Toast servieren. Unter uns gesagt schmecken Pommes dazu auch sehr gut. Aber das ist nun endgültig nicht mehr vornehm.

 

 
 
 
 
       
 

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