Gute Nachrichten
Wir alle wollen informiert sein über das Weltgeschehen, aber es lässt sich leider nicht leugnen: Wer regelmäßig Nachrichten guckt, ob auf dem Fernsehschirm oder im Internet, fühlt sich danach nicht besser. Im Gegenteil. Das liegt natürlich an der politischen und sonstigen Großwetterlage, aber zum Teil auch an der Auswahl dessen, was uns da präsentiert wird. Die Apokalypse verkauft sich prima, der kleine Fortschritt weniger. Wer aber auf das Missverhältnis zugunsten des Negativen hinweist, wird als unkritischer Naivling belächelt.
Diese Klage ist nicht neu, neu dagegen ist der wöchentliche Newsletter, den die britische Zeitung The Telegraph verschickt. Er heißt "The Bright Side", was wir mal frei mit "Der Lichtblick" übersetzen, wird immer dienstags versendet und vermeldet nicht etwa Banalitäten der Marke "Katze vom Baum gerettet", sondern durchaus seriöse Neuigkeiten wie: "Endlich ein Impfstoff gegen resistente Keime" oder "Solarenergieprojekt für Nigeria". Neulich aber auch "die besten Witze der Comedians vom Edinburgh Fringe Festival", was ja seine Berechtigung hat, denn Lachen ist gesund und stählt uns für die nächsten Hiobsbotschaften (etwa aus 10 Downing Street). Vergleichbare Angebote guter Nachrichten gibt es auch in deutscher Sprache, zum Beispiel über die App "Good News" (klingt nicht sehr deutsch, schon klar, aber Sie wissen ja, wie das ist!). Die "Bright Side" gefällt uns besonders, weil da eine große und gut vernetzte Redaktion dahintersteht.
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Sprachecke: Im Anzug
Als Meghan Markle noch nicht die Herzogin von Sussex war, spielte sie bekanntlich in einer Fernsehserie namens "Suits" mit. Ort der Handlung war eine Anwaltskanzlei, und der Titel ist ein Wortspiel, weil er gleich drei Bedeutungen hat. Erstens heißt er "Anzüge", also die Berufskleidung von Anwälten. Gleichzeitig steht er für die "Anzugträger" im Sinne von "Chefs" oder "höheren Angestellten"; bei uns würde man eher "Schlipsträger" sagen. Und drittens bedeutet "suits" – als Kurzform für "law suits" – auch noch "Prozesse". Ms. Markle stellte übrigens eine Rechtsanwaltsfachangestellte und spätere Juristin dar und trug ebenfalls "suits", denn Damenkostüme heißen auch so, aber nur, wenn ein Rock dabei ist; Hosenanzüge für Frauen sind "trouser suits". Man spricht das I übrigens nicht mit: "sjuts".
Es ist schon seltsam, dass sich ein Modeartikel und die Juristerei ein- und denselben Begriff teilen. Ein Zufall steckt vermutlich nicht dahinter, eher eine allmähliche Entwicklung, vielleicht sogar über die Standeskleidung der Juristen früherer Jahrhunderte. Denn laut unserem Etymologielexikon ist die juristische Bedeutung älter als die modische und leitet sich vom lateinischen Verb "sequi" ab, das folgen, aber auch verfolgen sowie gehorchen heißt. Die Römer waren ja auch eher sparsam mit Vokabeln und nutzten sie mehrfach in diversen Bedeutungen.
In der Welt der Kleidung bezeichnet "a suit" heute in erster Linie den typischen Männeranzug, darüber hinaus aber alles, was aus zusammengehörigen oder zusammenhängenden Kleidungsstücken besteht: jogging suit, boiler suit, swimsuit (britisch) oder bathing suit (amerikanisch) für den Badeanzug. Sogar die Ritterrüstung ist "a suit of armour". Spricht allerdings jemand von seinem "birthday suit", dem Geburtstagsanzug, dann meint er damit nicht etwa festliche Kleidung, sondern gar keine: Das Wort bedeutet splitterfasernackt – so, wie wir alle am Tag unserer Geburt waren.
Das Verb "to suit", das es natürlich auch noch gibt, ist in mehreren Bedeutungen einsetzbar. "It suits me" meint: "Steht mir gut" (Frisur oder Kleidung zum Beispiel), aber auch "gefällt mir, passt mir, kommt mir gelegen". Das Adjektiv "suitable" bezeichnet etwas Passendes, Angemessenes.
Nicht vergessen wollen wir den "suitor", den Verehrer. Der kann, muss aber nicht Anzug tragen. Jedenfalls nicht vor der Hochzeit.
Rezept des Monats: Pflaumencrumble
"Plumpudding", Pflaumenpudding, ist Ihnen bestimmt geläufig als etwas typisch Englisches, und das stimmt auch. Bloß nennt man ihn heute eher "Christmas Pudding", er wird nur noch zu Weihnachten serviert (dann allerdings in ungefähr hundert Prozent der Haushalte) und enthält paradoxerweise keine Pflaumen. Sondern Trockenfrüchte. Sollten Dörrpflaumen dabei sein, was durchaus nicht die Regel ist, dann hießen die auch gar nicht "plums", sondern "prunes". Eine rätselhafte Angelegenheit um ein wirklich köstliches Gericht, auf das wir uns jetzt schon freuen ... Da aber im Moment eher frische Pflaumen Saison haben, konzentrieren wir uns lieber auf einen leckeren Plum Crumble, und der geht so: Ein reichlich bemessenes Kilo Pflaumen oder Zwetschgen halbieren und entsteinen, mit 80 Gramm braunem Zucker, einem halben Teelöffel Zimt sowie 75 Gramm gehackten Hasel- oder Walnüssen mischen, dann in eine feuerfeste Auflaufform geben. 75 Gramm Butter in kleine Würfel schneiden, 170 Gramm Mehl und 80 Gramm braunen Zucker sowie eine Prise Zimt zugeben und mit den Händen zu Streuseln verreiben. Die Streusel auf den Früchten verteilen, bei 180 Grad Umluft im Ofen goldbraun backen (das dauert eine gute halbe Stunde). Sie können nach Geschmack variieren und, falls Sie Marzipan mögen, 100 Gramm fein würfeln und unter die Früchte mischen, dann aber den Zuckeranteil reduzieren und gehackte Mandeln statt der Nüsse nehmen. Oder Sie geben ein paar Brombeeren oder auch Blaubeeren zu den Pflaumen. Heiß servieren, dazu Vanillesauce, Clotted Cream oder Vanilleeis.
P.S. Zwetschgen heißen auf Englisch "damsons". Falls Sie beim "foraging" mal die richtige Vokabel brauchen.