Im Gänsemarsch
Haben Sie gerade ganz viel Zeit? Dann empfehlen wir Ihnen einen Blick auf den Zebrastreifen in der Londoner Abbey Road, rund um die Uhr aufgenommen per Live-Kamera:
www.abbeyroad.com/crossing Diese unscheinbare, gleichwohl unter Denkmalschutz stehende Straßenmarkierung ist fast immer von Menschen umlagert, die sich die Kulisse des legendären Beatles-Plattencovers anschauen möchten. Viele laufen in der Gänsemarschpose der Beatles drüber, nachdem sie zuvor arglosen Passanten ihr Smartphone in die Hand gedrückt haben, damit die ein Foto machen. Man könnte stundenlang zusehen bei diesem Hin und Her. Sie sind gewarnt!
P. S. Das Erscheinen des Albums Abbey Road hat sich Anfang August zum 50. Mal gejährt.
P. P. S. Paul McCartney ist im Juni 77 Jahre alt geworden – dies, obwohl Verschwörungstheoretiker seinerzeit behaupteten, im Foto auf dem Zebrastreifen seien Hinweise auf seinen Tod versteckt. Diese Menschen haben sich entweder geirrt, oder es handelt sich um einen sehr, sehr überzeugenden Doppelgänger, optisch wie akustisch.
Der Klang des Königreichs
Die British Library in London hat eine "Klangkarte" des Vereinigten Königreichs erstellt, zusammengebastelt aus 2000 Aufnahmen, die Bürgerinnen und Bürger ihr geschickt haben. Wenn Sie auf die verschiedenen Orte klicken, hören Sie zum Beispiel Kinder beim Versteckspiel in Alnwick Gardens, den Sound auf der Strandpromenade von Hastings, Entenquaken in Sussex und quatschende Zugpassagiere in Leicester oder Regenprasseln am Wash ... eine Spielerei für alle, die – siehe oben – nicht zu knapp sind mit der Zeit. Die Nationalbücherei hat darüber hinaus ein umfangreiches Klangarchiv, in dem sich auch online stöbern lässt.
sounds.bl.uk/Sound-Maps/UK-Soundmap
Sprachecke: In Ferienlaune
Na, waren Sie schon in Urlaub? Oder warten Sie, da nicht (mehr) durch schulpflichtige Kinder gebunden, lieber die Nachsaison ab? Wie auch immer: Im britischen Englisch heißt "in Urlaub fahren": "to go on holiday", die Sommerferien sind die "summer holidays", oder auch, liebevoll verkürzt, die "summer hols". Den Song "We´re all going on a summer holiday" haben wir alle im Ohr, oder?
Die Amerikaner und Kanadier verstehen unter "holidays" allerdings etwas ganz anderes, bei ihnen heißen die Schulferien "summer break" oder "summer recess" und der Urlaub "vacation". Ein "holiday" ist ein offizieller, nicht unbedingt religiöser Feiertag, auch wenn der Begriff eindeutig von "holy day", heiliger Tag, abstammt. Der Tag der Unabhängigkeit am 4. Juli, zum Beispiel, ist "a holiday". "The holidays" im Plural stehen jenseits des Atlantiks aber für: Weihnachten. Das ist drüben der am häufigsten gebrauchte Begriff für die Festtage, damit beispielsweise auch Juden, die ungefähr zur selben Zeit Chanukka feiern, einbezogen sind.
"Vacation" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet, dass der Terminkalender (hoffentlich) leer ist, wenn auch sicher nicht so leer wie ein Vakuum. Das Wort taucht übrigens erstmals im Mittelalter in England in den "Canterbury Tales" von Geoffrey Chaucer auf, damals in der Bedeutung "Zeit zum Kontemplieren". Urlaub ist ja eher eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. "Recess", ebenfalls lateinischer Abstammung, hat etwas mit "sich zurückziehen" zu tun.
Auf den Britischen Inseln wird "vacation" verstanden, aber so gut wie nie aktiv gebraucht. Warum auch? "Holidays" klingt doch viel schöner und weckt Assoziationen zum typisch britischen Strandurlaub mit Eimerchen und Schaufel, "Punch and Judy", Wind und Wetter und einem Cream Tea an der Strandpromenade.
Ein öffentlicher Feiertag heißt in Großbritannien "bank holiday", auch wenn sich die Kombi aus Bank und heilig nicht zwingend aufdrängt. Aber früher galt: Wenn die Bank zu hat, läuft gar nichts, und der Name hat sich gehalten. Neben den religiösen Feiertagen und dem Neujahrstag gibt es in Großbritannien noch mindestens drei "bank holidays", die jeweils auf einem Montag liegen.
Möchten Sie jemandem einen schönen Urlaub wünschen? Dann sagen Sie eher nicht "Happy Holidays", weil das auch für die Briten inzwischen nach verfrühten Weihnachtsgrüßen klingt. Stattdessen besser: "Have a great holiday" oder einfach "Have a lovely time."
Rezept des Monats: Cheese Flan
Ein "Flan" ist in Großbritannien kein Pudding, wie der Name vielleicht vermuten lässt, sondern ein runder Tortenboden der Sorte, die man mit Obst belegt. Oder, sofern die Füllung salzig ist, eine Art Quiche Lorraine auf Englisch. Unser Cheese Flan stellt ein ganz klassisches Gericht aus der englischen Küche dar, das heiß, lauwarm oder auch kalt schmeckt, mit einem kleinen Salat zum Hauptgericht wird und sich perfekt fürs Picknick eignet. Dafür lässt man den pikanten Kuchen einfach in der Form, das erleichtert den unfallfreien Transport. Wenn die Zeit knapp ist, nehmen Sie statt des Mürbeteigs fertigen Blätterteig.
So geht´s: 200 Gramm Mehl mit etwas Salz mischen, 110 Gramm Butter in Würfel schneiden und mit den Fingerspitzen verreiben. Dann etwa zwei Teelöffel kaltes Wasser hinzugeben – nicht zu viel, gerade nur so, dass sich die Masse schnell zu einem glatten Teig verarbeiten lässt. Eine Stunde kalt stellen.
Für die Füllung 100 Gramm Bacon in Würfelchen schneiden (oder Sie nehmen fertig gewürfelten, nicht zu fetten Speck). In einer Pfanne mit wenig Butter knusprig ausbraten, herausnehmen und beiseitestellen. Eine Zwiebel würfeln und im Speckfett bei niedriger Temperatur weich dünsten, dann etwas abkühlen lassen (eventuell noch etwas Butter zufügen). 100 Gramm Cheddar reiben oder fertig gekauften geriebenen Cheddar nehmen. Drei große Eier mit 150 Milliliter Milch verquirlen, den Käse einrühren. Wenig Salz und viel grob gemahlenen Pfeffer hinzufügen. Den Teig kurz durchkneten, ausrollen und in eine gefettete Quicheform (Durchmesser etwa 23 Zentimeter) drücken. Einmal mit der Teigrolle darüber gehen, so kann man überstehende Teigreste gut entfernen. Sie können auch eine Springform verwenden, dann einen zwei Zentimeter hohen Rand hochziehen. Nun die Füllung hineingießen. Sie soll nicht ganz bis zum Rand reichen, da sie im Ofen etwas aufgeht. Bei 200 Grad oder 180 Grad Umluft (vorgeheizt) eine halbe Stunde backen. Der Flan darf in der Mitte ruhig noch ein bisschen wackelig sein, wenn Sie ihn aus dem Ofen nehmen. Mit Petersilie bestreuen, in Stücke schneiden und servieren. Wenn Vegetarier mitessen, ersetzen Sie den Speck mit fein gewürfelter Paprika oder Erbsen, die Sie vorher mit der Zwiebel andünsten.
P.S. Der Mürbeteig ist lecker, aber ziemlich krümelig. Wenn Sie kein Problem mit Plattenfett haben, ersetzen Sie 30 Gramm Butter damit, dann wird er elastischer.