Vornamenlotto
Namen mögen Schall und Rauch sein, trotzdem sind sie Teil unserer Identität und lassen sich ja auch nur unter Schwierigkeiten ändern. Deshalb können Kinder (und vor allem Teenager!) pingeligen Standesbeamten, die Kreationen wie "Störenfried" oder "Kirsche" ablehnen, von Herzen dankbar sein. Im englischsprachigen Raum ist man traditionell etwas liberaler, wie sonst wäre es zu erklären, dass die Kinder diverser Prominenter Namen tragen, die da lauten: Apple, Harper Seven, Bear Blu, Elsie Otter, River Rocket oder Daisy Boo Pamela? Die beiden letztgenannten Kreationen hat sich übrigens der beliebte Koch Jamie Oliver mit seiner Frau einfallen lassen. Das Paar hat noch drei weitere Kinder, deren Namen ebenso blumig sind. Komisch, in der Küche ist Jamie ein Meister guten Geschmacks.
Ganz generell hat die englisch sprechende Welt mehr Flexibilität, wenn es um Namen für den Nachwuchs geht. Bei uns käme niemand auf die Idee, die Tochter Januar, Juni oder April zu nennen, im Englischen sind January, June und April ganz gängige Namen, und zumindest zwei Jahreszeiten – Summer und Autumn – ebenfalls "not unheard of". Botanisches wie Poppy, Holly, Daisy oder Cherry ist alltäglich. Bei Jungen scheinen die Eltern etwas konservativer zu wählen, aber wir haben schon einen kleinen "Racer" kennengelernt, der vermutlich nicht Rennfahrer werden soll, und auch einen "Merlin". Zauberhaft.
Die meisten Briten bleiben aber doch bodenständig. 2016 war Oliver der beliebteste Name für Jungen, Olivia konsequenterweise der für Mädchen. Eine Renaissance erleben, wie bei uns auch, klassische Namen: Charles und Charlotte, Anne, Emily, George und so weiter. Wer so heißt, hat es angeblich auch in der Schule leichter, weil man ihm oder ihr (ungerechterweise) mehr zutraut.
Da Babynamen stark von der Mode abhängig sind, verabschieden sich manche bis auf Weiteres. Die Zeitschrift Country Living hatte kürzlich eine Liste von Namen veröffentlicht, die kaum noch gewählt werden. Es sind die typischen Vornamen der 1950er bis 1970er: Beverley und Sharon für Mädchen, Roy und Ken für Jungen, um nur einige zu nennen (bei uns wären die Entsprechungen wohl Sabine und Ulrike, Jörg und Bernd). Wahrscheinlich müssen sie nur eine Generation überspringen, und dann sind sie wieder trendy, notfalls aufgepeppt mit einem "Boo" oder "River" als Anhang.
Perspektivwechsel
Unser Buchtipp hat nur indirekt mit Großbritannien zu tun, trotzdem: Wir empfehlen Ihnen "Deutschland. Erinnerungen einer Nation". Autor ist der Schotte Neil MacGregor, zehn Jahre Direktor des British Museum in London und heute Gründungsintendant des Humboldtforums in Berlin. Sein Buch, das sich an die große Deutschland-Ausstellung im British Museum (und später im Gropius-Bau Berlin) anlehnt, ist elegant geschrieben und gut lesbar sowie reich bebildert. Im Deutschen ist es im Verlag C.H. Beck erschienen. Wer firm in Englisch ist, liest vielleicht lieber das Original: "Germany. Memories of a Nation" (auch als Taschenbuch bei Penguin).
Sprachecke: Gut und schön
Noch mehr als ein gefälliger Name, siehe oben, erleichtert gutes Aussehen das Leben. Sagt man. Oft stimmt es sicher, manchmal – wenn es um Autorität geht – vielleicht auch nicht. Chefärztinnen und Vorstandvorsitzende mit Filmstargesicht müssen vermutlich erstmal Vorurteile entkräften und Neider beschwichtigen. Und in der Liebe haben die Allerschönsten auch nicht unbedingt mehr Glück. Oder vielleicht sind das auch nur Trostsprüche für uns Durchschnittsmenschen.
Die englische Sprache kennt viele Worte für ein ansehnliches Äußeres, die nicht unbedingt austauschbar nicht: pretty, handsome, gorgeous, beautiful, bonnie (nur im Norden Englands und in Schottland üblich, daher der bereits erwähnte "Bonnie Prince Charlie"), good-looking, lovely, ravishing und so weiter. Einige davon wollen wir uns mal näher anschauen.
"Pretty", "hübsch", klingt schon so nett und ist harmloser und weniger stark als "beautiful". Wenn wir unserem Etymologielexikon glauben dürfen, dann hatte es früher, im Altenglischen, aber eine andere Bedeutung, nämlich "schlau" im Sinne von "gerissen". Rätselhaft. Vielleicht hat sich die Bedeutung von "clever" zu "klug" gewandelt und dann erst zu "hübsch" gemäß dem Glaubenssatz der Altgriechen, dass schön und gut zusammengehören?
Das Wort "pretty" wird heute eher für Frauen und Mädchen verwendet, ein "pretty boy" hat etwas leicht Despektierliches in Richtung "Schönling". In einer weiteren Bedeutung wirkt das Wort verstärkend, wie "ziemlich", auch im negativen Sinne: "It´s pretty bad." Etwas Ähnliches haben wir im Deutschen auch: Das ist ganz schön schlimm, sagen wir.
Männer sind eher "handsome", ein Ausdruck, der ursprünglich für "umgänglich" stand. Und wer umgänglich ist, den sehen wir gern, nicht wahr? Früher nannte man gutaussehende Männer auch gern "dishy", was in Richtung "lecker" geht, aber das scheint total passé zu sein. Amerikanischen Ursprungs und sehr "in", aber etwas pubertär sind die Ausdrücke "cute" (niedlich) und "hot" für schöne Menschen beiderlei Geschlechter.
Das Wort "gorgeous", vorne mit G-Laut, in der Mitte "dsch" gesprochen, ist in Großbritannien sehr gebräuchlich, in den USA nicht. Diesen Ausdruck verwendet man eher nicht für Kinder, sondern für attraktive Erwachsene, wobei "drop dead gorgeous" die Steigerung ist – wer so aussieht, haut einen glatt um. Aber da die Briten bekanntlich eher zur Unter- als zur Übertreibung neigen, toben solche Begeisterungsstürme selten. Üblicher sind dagegen Formulierungen im Stil von "gar nicht so übel": Jemand ist "easy on the eye", tut den Augen nicht weh, "not bad-looking at all" oder, unser Favorit, "a bit of all right".
Rezept des Monats: Mit Knalleffekt!
In den 1980er Jahren war "Bang bang chicken" der Renner in Großbritannien, vor allem als Partymitbringsel fürs Büffet, danach verschwand dieses Gericht mehr oder weniger in der Versenkung. Da es aber lecker schmeckt, perfekt zum derzeitigen Asia-Trend passt, jedem Gartenfest zur Zierde gereicht und außerdem einfach zuzubereiten ist, holen wir es wieder hervor. Auch enthält es viel gesundes Gemüse und ist dank der Erdnuss-Sauce so robust, dass man danach gern einen Gin Tonic mehr trinken darf. Der Ursprung liegt angeblich in Szechuan oder Sichuan (schließlich waren "Chinese takeaways" eine ganz frühe Konkurrenz zu Fish & Chips und Co.). Woher der seltsame Name "bang bang" stammt, können wir Ihnen nicht sagen. Es gibt verschiedene Erklärungen, die mal mit dem Klappern von Küchengerät zu tun haben, mal mit einer angeblich chinesischen Vokabel für "gut". Dieses Gericht lässt sich übrigens kalt oder warm servieren, und das ist ja wirklich gut und praktisch.
Für einen Partysalat, der ungefähr zehn Leute satt bekommt, kochen wir einen Liter fertige Hühnerbrühe auf und fügen ein Stück Ingwer, geschält und grob gehackt, sowie zwei Stangen Zitronengras und eine in Scheiben geschnittene Frühlingszwiebel zu. Das Zitronengras wird zuvor mit einer Teigrolle leicht angeschlagen (bang, bang?), damit das Aroma sich entfaltet. In die köchelnde Brühe geben wir ein Kilo Hähnchenbrust ohne Haut und lassen sie sanft gar ziehen. Das dauert etwa eine Viertelstunde. Dann nehmen wir das Fleisch heraus und werfen 150 Gramm asiatische Nudeln in die Brühe; sie brauchen nur wenige Minuten. Abgießen (die Brühe können Sie später für eine Suppe verwenden) und abkühlen lassen.
Inzwischen haben wir die Erdnusssauce zubereitet: Drei Knoblauchzehen zerdrücken und in einer großen Pfanne in zwei Esslöffel erhitztem Erdnussöl anbraten. Eine in Scheiben geschnittene Chilischote kurz mitbraten, dann mit 300 Gramm Kokosmilch ablöschen. Einen Esslöffel braunen Zucker oder Honig und 250 Gramm Erdnussbutter einrühren, alles einmal aufkochen und mit Sojasauce, Limettensaft und wenig Salz abschmecken. Ist das Ganze zu fest, verdünnen Sie mit ein bisschen Brühe.
Zum Schluss drei Frühlingszwiebeln in Scheiben, drei grob geraffelten Möhren, eine kleine entkernte und geraffelte Gurke (kurz abtropfen lassen, sie verwässert sonst die Sauce), eine in Scheiben geschnittene Avocado sowie eine Handvoll frischer Ananas- oder Mangostücke mit den Nudeln vermischen. Das Hähnchenfleisch in Scheiben schneiden und obenauf legen, mit der Sauce begießen, mit zwei Esslöffel gehacktem Koriander und einer guten Handvoll gerösteter Erdnüsse bestreuen. Limettenachtel dazulegen, fertig. Möchten Sie das Gericht lieber heiß servieren, dann halten Sie Fleisch, Nudeln und Sauce warm, ehe Sie alles schnell vermengen.