Narrenfreiheit
Es naht der 1. April, auf Englisch "April Fools´ Day", hier wie dort ein Tag, an dem man andere zum Narren hält. Eine Narrengeschichte besonderer Art spielt in einem Dorf namens Gotham in Nottinghamshire. Wenn der Name Sie an einen Helden im Fledermauskostüm erinnert, dann haben Sie ganz recht – dort hat die heruntergekommene Großstadt Gotham City, in der Batman tapfer für das Gute kämpft, ihren Namen geborgt. Aber dazu gleich mehr.
Gotham ist, ganz anders als die fiktive Namensschwester, ein idyllisches Dorf und spricht sich auch anders aus – nämlich mit T-Laut statt mit T-Äitsch: Got-äm. Der Legende nach lebten hier einst Leute, die nur Blödsinn machten, zum Beispiel einen Kuckuck fangen wollten, indem sie einen Zaun um den Baumstamm bauten, oder versuchten, einen Aal zu ertränken. Es gibt ein Buch darüber, das im 16. Jahrhundert verfasst wurde. Eine Art englischer Schildbürger also, aber mit einem Unterschied: Die Bewohner von Gotham waren nicht doof, sie taten nur so. Denn im 13. Jahrhundert wollte King John angeblich Geld und/oder Leistung von den Dorfbewohnern, je nach Version der Erzählung sollten sie ihm eine Straße anlegen oder für den Bau eines Jagdschlösschens aufkommen. Um den schon zu Lebzeiten sehr unbeliebten König (der später, dass nur nebenbei, die Magna Charta unterschreiben musste und auch noch Vorbild für den unangenehmen Herrscher aus der Robin-Hood-Legende wurde) abzuschrecken, griffen sie zu einer List: Sie benahmen sich völlig verrückt. Damals glaubte man, Geisteskrankheit sei ansteckend, und Seine Majestät verzichtete dankend darauf, durch den Ort zu reisen oder gar dort zu logieren.
Im frühen 19. Jahrhundert wandelte der Schriftsteller Washington Irving (bekannt durch "Sleepy Hollow" und "Rip van Winkle") den Ortsnamen in "Gotham City" um und verwendete ihn als Synonym für New York. Von da bis zur düsteren New-York-Karikatur aus den Batman-Comics war es nur noch ein kleiner Schritt.
Die Bewohner von Gotham in Nottinghamshire sind sich ihrer interessanten Historie durchaus bewusst – ihr Ortsschild ist ein beliebtes Fotomotiv, und im Dorf steht eine Windfahne, auf der Figuren aus der Legende auftauchen, die Narren, der Kuckuck und der Aal genauso wie Batman.
Sprachecke: Aus dem Off
Klebt das Kind mal wieder am Bildschirm? Mummy fackelt nicht lange, zieht ihm die Jacke über und schiebt es vor die Haustür zum Spielen: "Off you go!" Sträubt sich das Kind, so schimpft die Mutter, "he gets told off" oder "gets a telling-off". Und dann stellt sie den Computer aus, denn der hat ja erfreulicherweise einen "off switch".
Sie sehen an dieser kleinen Szene: Das Wörtchen "off" – mit zwei F und sehr viel kürzer gesprochen als "of" – kommt in der englischen Alltagssprache ständig vor. Es kann als Präposition und als Adverb verwendet worden. Die Bedeutung variiert, meist hat sie etwas mit "weg von" oder "aus" zu tun: "I´m off", ich bin dann mal weg; "to set off" oder "to take off", starten; "a day off", ein arbeitsfreier Tag; "50 per cent off", um die Hälfte billiger, "keep off the grass", Rasen betreten verboten, "get off!", lass mich in Ruhe, "she saw him off", sie verabschiedete ihn – das sind nur einige Beispiele, bunt durcheinander. Warum schimpfen allerdings, wie oben erwähnt, "to tell off" heißt, können wir Ihnen nicht verraten. Es hat jedenfalls nichts damit zu tun, dass man in solchen Fällen am liebsten wegrennen würde.
"To put off" kann zwei völlig verschiedene Bedeutungen haben: "I will put it off till tomorrow" heißt: Ich verschiebe das auf morgen. "It really put me off" jedoch meint: Das schreckte mich ab, das fand ich ekelhaft, was sich zum Beispiel auf verdorbenes Essen beziehen kann: "The food has gone off." Das ist wirklich "off-putting"! Der "show-off" gefällt uns auch nicht viel besser, das ist nämlich ein Angeber.
Unter all diesen Variationen fehlt nur eine, nämlich die Stimme "aus dem Off". Diese Formulierung gibt es so nicht im Englischen. Wenn überhaupt, dann spricht da jemand "off-screen" oder, im Theater, "off-stage".
Rezept des Monats: Sodabrot
Nicht nur zum St. Patrick´s Day am 17. März schmeckt ein echt irisches Soda Bread – am besten kombiniert mit goldgelber gesalzener Butter. Es ist sehr schnell fertig, da es keine Hefe enthält und daher nicht "gehen" muss. Die wichtigsten Zutaten sind Buttermilch und Natron, die in Kombination dafür sorgen, dass das Brot locker wird – Natron braucht Säure, um aktiv zu werden. Los geht`s: Den Backofen auf 220 Grad vorheizen. 450 g Mehl mit einem Teelöffel Salz in einer großen Schüssel vermengen. Einen Teelöffel Natron dazugeben und gründlich vermischen. Eine Kuhle formen und 200 Milliliter Buttermilch zugießen, rasch mit einem Holzlöffel unterrühren. Der Teig soll nur grob verrührt sein, nicht ganz glatt. Wenn er zu trocken ist, noch ein wenig Buttermilch zugeben. Nun den Teigkloß rasch durchkneten. Keinesfalls zu lang, sonst geht er nicht auf! Grob zu einem runden Laib formen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen, die Oberfläche mit einem Kreuz einschneiden, etwa 45 Minuten backen. Nach zehn Minuten die Hitze auf 200 Grad reduzieren. Den Ofen während des Backens nicht öffnen. Das Kreuz soll, so haben wir gelesen, eingeschlossenen "fairies" den Weg in die Freiheit ermöglichen. Wie sie in den Teig hineinkommen, stand nicht dabei, aber irische Elfen können sehr unangenehm werden, wenn man sie ärgert, also: Sicher ist sicher.